PRESS – Richard 3

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Nichts Ungeheuerlicher als der Alltag: Ein Treffen junger europäischer Theaterregisseure in Strassburg.

… Zu den besten Beispielen lockerer Annäherung ans Monströse gehört jener „Richard 3“, den Julie Pfleiderer von der Berliner Ernst Busch Schule schluessig auf sechs Figuren verkuerzt hat. Das nach der Krone strebende Ungeheuer ist dort ein pfiffig eleganter Juengling, der auf einem geometrischen Spielplatz der Normalität unter seinesgleichen herumwirbelt, bis Lady Ann und Edward und Clarence und die anderen aus dem Feld geschlagen sind und er selbst, schachmatt, nicht mehr weiterkann. Ein solcher Richard braucht, wen die mit Papierrollen gezeichneten Spielfelder zertreten sind, auch durch keine Waffengewalt mehr besiegt zu werden, sondern setzt sich mit den Toten zum Gruppenbild zusammen.
Joseph Hanimann