THEATER Richard 3

Abgesteckte Felder am Boden, wie beim »Himmel und Hölle«-Spiel geben jedem Darsteller seinen Raum. Anfangs
Politikerposen einstudierend, sich coachend für den Machtkampf, dann geballt an die Rampe strebend, um den Platz im Licht rangelnd, sprechen alle fuenf den Richard-Monolog. Jeder will die Krone. Doch einer schält sich als Superschurke aus der Gruppe und beginnt, den anderen nach allen Regeln der Intriganten- und Entertainer-Kunst die Hölle heiß zu machen. Ein gerissener Spieler mit Worten, weiß Gloucester die Witwe Anna herumzukriegen, deren Ehrgeiz über den Ekel vor dem »Scheusal« siegt. Er benutzt die opportunistischen Mitläufer als Steigbuegelhalter, um über deren Leichen sich auf den Thron hoch zu schwingen und gewinnt – der Gipfel perfiden Hohns – noch die Gunst einer Zuschauerin, die ihm das Stichwort zum Todesurteil ueber Hastings bereitwillig zuruft.
Es sind auch ganz deutlich fuenf Schauspieler, die mit der Rampensau Richard rivalisieren und ihre komödiantischen Killerinstinkte ausspielen. In der kalten Lakonik und ausgestellten Körperlichkeit ihres Spiels entwickeln sie eine bestechend absurde Komik. Etwa in der auf die Spitze getriebenen, von König Edward mit sadistischer Lust befohlenen Versöhnungsorgie. Sie machen sich gegenseitig fertig wie die Mitglieder der Regierung in jedem Kabinett. Dem perfekt eingespielten Quintett gelang eine eisige, illusionslose und sehr gekonnt hingelegte Farce ueber die Deformation des Menschen im Machtwahn.

bat Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch 2005
Regie
Julie Pfleiderer
Mit Kathleen Morgeneyer, Ole Lagerpusch, Thomas Fränzel, Niklas Kohrt, Andreas Christ, Alexander von Hugo

“Richard 3” wurde auch gezeigt beim 100 Grad Festival HAU Berlin, Festival Premières Theatre Le Maillon Strasbourg, Körber Stiftung Junge Regie Hamburg/ Thalia Theater, Deutsches Theater Berlin, Kunsthaus ACUD zum 60. Geburtstag von Thomas Brasch.

 

richard3 richard3shakespeare3 Press and Reviews